dulife

aus dem Kopf und der Sicht eines 25-Jährigen

Schreibende Prozedur

Schreiben wir über das Schreiben, dachte ich mir und begann mich in die Zeichen und Punkte einzuwickeln.

Über vier Jahre dauert diese Prozedur nun schon an. Dieses belanglose, gedankenlose, mehr an Kritzeleien erinnernde, ist eigentlich erst später zu einer Prozedur geworden. Mal ist sie angenehm, mal zehrend, mal wird aus der zehrenden, eine angenehme Prozedur.
Wahrscheinlich spielt dies eine große Rolle, dass diese Anstrengungen, die manchmal unternommen werden müssen, mich anspornen, erneut einen Versuch zu wagen.

Ich würde eigentlich nie wagen zu sagen, ich wäre besser geworden, nicht in dem Sinne von „gut“ und „schlecht“. Ich selbst kann die geschriebenen Sätze, nicht an denen Anderer messen. Doch habe ich sicherlich eine Entwicklung durchlaufen. Ich bin vorangeschritten, habe Dinge aufgesammelt, behalten, verwendet, weggeworfen, entsorgt, in Kisten verstaut. Aus der Kiste in der die Kisten und die Dinge sind, ist mit der Zeit ein Raum geworden. Es fällt schwerer neue Details zu finden, immer um die gleichen Dinge zu kreisen fällt leichter. Doch manchmal fällt etwas Neues herein.

Der Inhalt entsteht durch die Worte, nicht durch die Gedanken. Die Gedanken befinden sich hinter den Wörtern. Man muss glaube ich eine ziemlich konzentrierte Arbeit erledigen, um das Gewirr zu entzerren und nachvollziehen zu können. Ich weiß nicht, ob man all dies verstehen kann und ob man es tun muss, um nachvollziehen zu können.
Dem Konstrukt kann man Einzelteile entziehen, häufig wird nichts fehlen. Doch um auf die Spitze des Berges, vor allem um auf die Spitze des Gipfels zu klettern, sind sie jedoch von Nöten. Man kann mehr von mir sehen, als ich von mir selbst sehe. Der Kopf ist eher nach unten gerichtet, als dass er mit angestrengten Augen umherblickt.

Gleichgültig

Inmitten der vom träge gewordenen Leben abgewetzten Pfeiler, schwimmen wir hinein in das Nichts, in dem wir von den leeren Worten und Menschen und den Worten der leeren Menschen umgeben sind. Die Menschen stolpern über dich hinweg, schauen sich kurz um, schweigen, gehen weiter. Das Nichts ist der paradiesische Ort, an den wir uns so oft wünschen, den wir aber nie unserem mal bunt, mal grauen, aber immer mit feinem Pinsel gezeichneten Leben, vorziehen würden.

Wir suchen nach den unauffindbaren Dingen und endlosen Zielen, die uns falsche Maßstäbe setzen lassen.

Die Jeans sind verwaschen. Die Sicht, die Augen, der Kopf verklärt. Klare Strukturen gibt es in der deabstrahierten Mathematik. Gegenständliche Mathematik?

Der Pfeiler bröckelt. Noch ist es der Erste. Doch sind es überhaupt genügend viele?
Der Orange wird die Schale abgepellt. Mit dir wird dies niemand tun. Schon früher mochtest du sie nicht.

Bedrückt steht der prachtvolle Baum mit seinen aufgeplatzten Früchten in der Mitte der kahlen Szene. Auf dem Boden versammeln sich allmählich die gold-gelb-roten Äpfel. Du streifst durch das Gras und beginnst sie aufzusammeln. Du hast den Baum gehegt und gepflegt – behütet, so wie er es mit dir getan hat und nun immer tun wird.

Dezember

Weihnachstmärkte wären toller und schöner, wären dort nicht all diese Menschen.

Christkindlmärkte klingt eigentlich viel schöner und die mit dem Wort verbundenen Bilder sind viel verträumter.

Warum bin ich jetzt eigentlich nicht in Wien? Wien ist unabstreitbar die schönste Stadt, die es gibt. Für mich, aber auch überhaupt.
Es fühlt sich alles nicht nach Dezember an. Es fühlt sich alles nicht nach Winter an. Der Herbst ist mit uns zusammen bis hier hin gelaufen. Die Tannenbäume passen nicht und selbst die Buden wirken völlig deplaziert.

Tee passt. Dampfende Wärme. Aber kalt ist es nicht. Höchstens ein bisschen frisch und kühl. Es regnet, es schneit nicht. Immer wieder scheint die Sonne.

Auch die Vinyl-Platten bringen mit ihrem sich ausbreitenden Klang ein wohliges Gefühl ins Zimmer. Der Geruch des bedruckten Papiers sowieso immer. Selbst wenn die Kälte an die Scheibe tropft und die Sonne ihre Arme hinausstreckt.

Wir teilen falsch auf. Wir teilen unsere zwei Leben falsch auf. Das eine behalten wir schließlich immer. Das andere kann jederzeit weg sein und sich völlig wandeln. Doch wir lassen uns beirren. Nicht nur im Dezember.

Weglaufen, Augen schließen, Gedanken befreien.

Verknotete Möglichkeiten

Wer hat die Schleifen zu meinen Füßen so fest miteinander verknotet? Wie kann ich sie auseinander ziehen und mich somit befreien? Habe ich dies gar selbst getan und zu verantworten? Bin ich selbst derjenige, der mich hilflos inmitten kahler Leere ausgesetzt hat?

Zumindest bin ich derjenige, der die Knoten lösen muss und einen Weg aus diesem verwaisten Labyrinth voller Kreuzungen finden muss. Doch scheint es so, als wurde ich nachdem ich einen Schritt hinaus gegangen bin, zurück in die verwinkelten Gänge flüchten. Die kühlen Mauern bedrücken zwar, doch sie schützen auch. Zumindest glaube ich, dass sie es tun. Vielleicht sind sie auch nur der Schutz vor der Realtität, vor dem vertrockneten, ungehegten Boden, der erst liebevoll herausgeputzt und gepflegt werden muss, damit er wieder glänzen kann und die nächsten Jahre überstehen wird.

Das eigene Rätsel zu lösen, ist vielleicht die komplizierteste Aufgabe, die uns gestellt wird. Dabei steht uns frei, ob wir es versuchen oder uns zurücklehnen, nicht daran beginnen zu arbeiten und nie voller Würde aufrecht gehen werden. Vielleicht mag der zweite Weg, der leichtere sein, der das Leben unbeschwerter macht. Doch trotzdem, spüre ich, dass ich bereit bin den richtigen zu gehen, den Weg meines Lebens, der zwar schwerer ist, doch zu einem besseren, verheißungsvolleren Ziel führt, als der Erstere. Schließlich möchte ich ich sein und nicht nur ein jemand.

So sehr ich auch daran zweifel, oder vielleicht auch gar deshalb, umso mehr bin ich mir bewusst, dass ich dies auch schaffen werde.

Vergangene Zukunft

Die Zeit vergeht so schnell.
Wir leben in einer von Technologien und Entwicklungen beschleunigten Welt. Der Druck auf uns, unsere Köpfe und Körper ist gestiegen. Wir müssen schneller laufen, um nicht hinzufallen. Doch so stolpern wir um so schneller. Alles zieht nur noch an unseren Augen vorbei, der Blick ist vernebelt und ohne klare Strukturen. Wir haben zigtausend Möglichkeiten unser Leben zu leben, doch an der schier unglaublichen Auswahl scheitern wir. Weil es uns überfordert.
Wir sollten uns eingestehen, dass es von Nöten ist, etwas zu ändern. Dass wir diese Entwicklung stoppen sollten, um unseren Leben wieder klare Perspektiven zu geben. Wir brauchen mehr Punkte an denen wir uns festhalten können, um wieder neue Kraft entstehen zu lassen und wieder klardenkende Menschen zu werden, die alles, was sie wollen aus sich machen können.

Wir sollten beginnen, wieder mehr auf die kleinen Momente und Kleinigkeiten in unserer Umwelt und in unserem Leben zu achten. Gesund darüber nachdenken können und nicht gleichzeitig im Hinterkopf haben müssen, dass man damit gerade wertvolle Zeit verschwendet. Wenn wir die Schönheit der kleinen Dinge wieder aufnehmen und erkennen können, wäre das Leben vielleicht wieder mehr im Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und Zukunft. Denn: Ohne Vergangenheit keine Zukunft.

Doch inzwischen zählt vor allem die vergangene Zukunft.