dulife

aus dem Kopf und der Sicht eines 25-Jährigen

Bordsteinkante

Sie setzten sich auf die aus Plastik nachempfundenen Korbflecht-Stühle und rückten sie zurecht. Ihr Blick wanderte über die anderen Gäste in Richtung des Eingangs des Cafés. Wenige Momente vergehen bis die Bedienung aus dem Innern kommt, in  ihre Richtung läuft und die Bestellung aufnehmen will. Sophie bestellt einen Cappucino mit fettarmer Milch, Mina nur ein stilles Wasser. Die zwei, drei Minuten bis die Getränke an den Tisch gebracht werden schweigen Mina und Sophie. Dann nippen sie kurz an ihrer Tasse und ihrem Glas, stellen diese wieder zurück auf den Tisch und sagen beide im gleichen Moment:  „Ähm du…“
Sofort senken sie ihre Köpfe und scheinen wie von einer Pause-Taste gestoppt. Die anderen Menschen die an diesem relativ kühlen Sommertag auch in diesem Café sitzen, blicken zum Teil kurz in die Richtung der Beiden. Die Neugierde, die jeder spürt, aber trotzdem niemand sehen soll.
Ihnen fällt auf, wie still es doch ist. Niemand weiß, was er sagen soll, was er erzählen soll, was er fragen soll. Die warme Sommerhitze erwartenden Köpfe scheinen von kaltem Dampf eingehüllt und vernebelt zu sein. Nur wenn man genau hinhört, vernimmt man das Rauschen, Brausen und Hupen von der zwei Ecken entfernten Hauptstraße. Wenn es nicht vom Geräusch eines direkt am Café vorbeifahrenden Autos übertönt wird. Hier fahren nur selten Autos entlang.
Zwei Männer, anscheinend Arbeitskollegen, haben gezahlt, stehen auf und gehen den schmalen Bürgersteig entlang, um bald hinter einer Ecke zu verschwinden.

Widerspenstiges Nichts

Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts. Vor dir liegt das Gewusel aus Worten, Träumen, Gedanken und Errinerungen. Es schreit dich an. Du hörst nichts, du siehst nichts, du vernimmst nichts. Es ist eins.

Es drückt auf dich an, zieht an deiner Haut, an deinem Körper. Die Luft ist verflogen, kein Sauerstoff, kein Nichts. Auch der Boden ist verschwunden, mit dem braunen weichen Gestein und dem darauf wachsenden Gras und den Pflanzen. Die Würmer und Insekten haben sich in unsichtbare Ebenen verkrochen. Du suchst nach einem Seil, nach einer Felskante an die du deine angeschürften Fingerkuppen legen kannst um den kalten, harten, aber doch angenehmen Fels fühlen zu können.

Es gibt keinen Sog, vor dem du dich fürchten müsstest. Es gibt nichts, was dein Ende bedeuten könnte. So bleibt dir kaum etwas anderes übrig als es zu tun. Es gibt kein Risiko. Du kannst keinen Fehler begehen. Es gibt nur einen einzigen Weg, der dich vielleicht doch noch von hier weg führen könnte.  Du musst dich in das Gewusel hineinbegeben, es auseinanderwirren, die Fäden zurseite legen und ordnen. Das Gestrüpp durchreißen und zerfallen lassen, sodass es kein verknotetes Hindernis mehr ist. Du musst durch den beißenden Staub kriechen, deine Haut und deine Kleidung beschmutzen. Bis du schließlich an das Ende des Nichts gelangst. Erst hier wirst du das finden, was du suchst.

Unkraut

Die Wiese ist breit und lang. Auf ihr wächst grünes Gras, Löwenzahn, Gänseblümchen und Unkraut. Zwischendrin kann man Blumen finden: Tulpen und Mohnblumen, z.B., aber auch viele andere.

Doch um die schöneren Blumen zu finden, muss man lange umher gehen. Es kann Tage dauern, bis man eine der schönen Pflanzen auf der weitgestreckten Wiese entdeckt. Manche finden sie auch nie. Manche suchen sie erst gar nicht, ihnen reichen die Gänseblümchen oder der Löwenzahn aus. Oder aber, für sie sind diese Pflanzen, die schönsten auf dieser Wiese.
Doch, das wahre Glück erfährt man, wenn man eine der schönen Blumen findet. Denn manche von ihnen sind voll von irgendwelchen außergewöhnlichen, besonderen Dingen. Dinge, die den Blumen erst die Schönheit geben. Diese heißt es zu finden. Die, die je länger man sie betrachtet, schöner und interessanter werden. Bei denen man immer wieder neue Sachen entdeckt, die einem klarmachen, weshalb und wie schön sie doch sind.
Nur wer Ausdauer besitzt und eine dieser schönen Pflanzen verdient, wird eine von ihnen finden und sie behalten dürfen.

Faszienierende

Ihre blonden Haare hat sie meist zu einem Zopf zusammengebunden. Ihre Lippen sind rot-rosa. Ihre Haut ist klar, es scheint als sei sie nur kaum geschminkt.

Nur ein kurzer Blick zurseite. Eine Reaktion ihrer Augen? Ein kurzes Blinzeln, ein flüchtiger Blick. Zufall? Absicht? Erkennen.

Eine Person, die das Herz aufblühen lässt. Wenn auch nicht zum Pochen. Ein Wort, ein Hallo? Wie denn das?
Eine komische Situation. Unbekannt, oft gesehen. Ein Wort.

Wer steckt dahinter? Wie fühlt sich die Stimme an? Ein direkter Blick.
Es ist das Interesse an dem Sein einer Person. Die Faszination.
Das Unbekannte.

Wieso besitze ich keine Schlüssel?

Wie Hunger

Dieses ziehende Nichts im Körper ist wie das Hungergefühl. Eigentlich hat man es nie wirklich, aber doch immer ein bisschen. Es ist im Unterbewusstsein verankert. Manchmal quillt es sich wie ein Schokokuss in der Mikrowelle auf und breitet sich im gesamten Körper aus. Es geht in den Kopf, in den Bauch und ins Herz.  Hunger kann man nicht beschreiben, dieses Nichts eigentlich genauso wenig. Es ist eine Vermischung aus tausende Gefühlen und Gedanken. So scheint es.

Sehnsucht. Angst. Zukunft.

Du musst irgendwie versuchen dieses Nichts zu unterdrücken. Das Nichts, wegen dem du dich so schlecht fühlst. Du musst es unterdrücken, es ablenken. Denn das worauf es wirklich Appetit hat, hast du eben nicht. Du kannst dieses Nichts nicht glücklich und zufrieden machen. Du kannst diesen Hunger nicht stillen.

Etwas fehlt.