Reinhören: Mohna

Äußert zaghaft ist der Beginn des zweiten Albums „The Idea Of It“ der Hamburgrin Mohna und verweist damit bereits auf die folgenden elf Titel und funfunddreißig Minuten Musik.

Die Stärke des vollkommen in Eigenregie produzierten Albums der freischaffenden Künstlerin liegt ganz klar in der Intimität die es ausstrahlt. Die minimalistische Instrumentierung und die zarte Stimme führen dazu, dass man als Hörer die Ohren spitzt und ganz genau hinhört – und Details erhascht man dabei, trotz der relativen Einfachheit der Musik einige. Somit bleibt die Musik abwechslungsreich und ansprechend und verliert sich nicht in ihrer Zurückhaltung und ihren Mustern.

Verziert wird das Ganze durch ihre angenehm interessante, warme Stimme, die aufgrund dessen nicht nur schön klingt, sondern auch einen Wiedererkennungswert besitzt.

Das zentrale Instrument der Künstlerin ist das Klavier, jedoch erweitern einige andere Instrumente dezent das Klangspektrum.

Mohna scheint ihre Musik in erster Linie der Leidenschaft wegen zu machen. Es geht am Ende um ein Stück Kunst und nicht um ein reines Produkt.

Deshalb ist „The Idea Of It“ wohl auch weniger für rein begleitendes Hören geeignet, sondern vielmehr für eine knapp halbstündige Pause an einem bequemen Platz mit geschlossenen Augen und den Kopfhörern auf den Ohren. Denn dafür eignet sich Mohnas Musik mit Sicherheit.

Am Donnerstag, den 16. Februar, findet im Uebel & Gefährlich in Hamburg die Release-Party des Albums statt.

Reinhören: La Dispute

La Dispute, eine US-amerikanische Hardcore-Band, hat mit „Wildlife“ womöglich das größte Rockalbum des Jahres 2011 veröffentlicht.

Das knapp 58 Minuten lange, aus vierzehn Songs bestehende Werk, ist vielleicht kein direktes Konzeptalbum, aber doch ist es, als würde sich ein äußerst cooler Typ neben einen setzen und einem aufreibende Geschichten aus einem vielseitigen Leben erzählen.

Die Texte bieten viel Stoff zum Nachdenken und gehen nicht in der Musik unter, sondern stehen gleichberechtigt neben ihr,

wenn sie nicht gar das zentrale Element sind, auf dem alles aufbaut.

Der Sound ist äußerst gut und druckvoll und ergänzt die Texte somit perfekt: Das Schlagzeug klingt trocken, der Bass gut eingebracht und die Gitarren vielschichtig und abwechslungsreich.

Der Höhepunkt von „Wildlife“ dürfte sicherlich das fast siebenminütige „King Park“ sein. Kein Song ist stärker und intensiver. Hier spielt sich die Band durch verschiedene Tempi und Taktarten – man kann als Hörer tatsächlich in gewisser Weise mitfühlen.

Bei „Wildlife“ handelt es sich keinesfalls um ein Album, dass zur einfachen Nebenbei-Beschallung geeignet ist, sondern vielmehr um ein Stück Musik dem genügend Aufmerksamkeit und Konzentration geschenkt werden muss, die es jedoch definitv auch verdient hat.

Reinhören: amrand

Akustikpop. Dies ist ein in Deutschland relativ weit verbreitetes Genre. Vielfältig, aber oftmals dennoch nicht einfallsreich. Meistens wird nur kopiert oder veröffentlicht, was es bereits schon x-mal gab oder es wird einfach nur ein bisschen abgewandelt. Auch MTV hat mit seiner seit Ende des vergangenen Jahrhunderts regelmässig stattfindenden Konzertreihe „MTV Unplugged“ anscheinend den Geschmack der Deutschen getroffen.
Auch erweisen sich zurzeit männliche Singer-Songwriter großer Beliebtheit beim Mainstream-Publikum.
Doch vor allem im Independent-Bereich finden sich ab und zu Künster_innen, die diesem Genre neue Impulse geben und Individualität präsentieren können.

amrand sind zwei männliche Singer-Songwriter und lassen sich eindeutig eher der innovativen Singer-Singerwriter-Riege zuordnen.

Im vergangenen Jahr haben Torben Sager und Felix Wagner ihr erstes Debüt-Album als amrand veröffentlicht – „Tier Aus Papier„. Bereits der Titel als auch das Artwork verweisen auf die eher komplexen und einfallsreichen zehn Songs, die das Album enthält.

Einige Texte sind mit einer starken melancholischen Prägung versehen, doch keinesfalls hoffnungslos. Teilweise hinterlassen sie letzendlich sogar eher eine positive Nachricht, wie z.B. in „Staub im Gesicht“ oder „In die Nacht“. Auch durch die abstrahierten Formulierungen werden die Gedanken des Hörers angeregt und ein vielseitiger Eindruck hinterlassen.
Der Gesang ist sacht und harmonisch und wird von präziser, wohlklingender, rein akustischer Musik unterstützt, die im Studio um Bläser- und Streicher-Akzente geschickt erweitert wurde, wodurch die Titel abgerundet werden. Insgesamt wirkt das Konstrukt aus Musik und Text kaum zerbrechlich, wie es sonst oft der Fall bei eher minimalistischer Musik ist.

Ein klarer Höhepunkt ist z.B. die Single und der Eröffnungstitel „Ein Spätsommertag“, der eine warme, wohlige Stimmung hinterlässt und tatsächlich ein wunderbarer Sommer-Soundtrack sein kann.

Mit „Tier Aus Papier“ präsentieren amrand ein ausgereiftes Stück minimalistischer Musik, welche Individualiät zeigt und ihren eigenen Charme besitzt.

Ihre Konzerte bestreiten die beiden meist allein, wenn sie als Trio auftreten, kommt aber auch noch ein Cello zum Einsatz. Vor allem im Raum Würzburg gibt es häufiger Konzerttermine.

Das Album und die EP „Ein Sommertag“ lassen sich zu einem fairen Preis auf der Website der beiden Musiker bestellen.

Reinhören: Dum Dum Girls

Das Debüt-Album der Dum Dum GirlsI Will Be“ war ein stürmisches Lo-Fi-Album voller 60s-Power und schrammelnder Gitarren. Der kürzlich erschienene Nachfolger „Only In Dreams“ hält an Grundprinzipien fest, geht in vielen Bereichen aber auch andere Wege. So ist das erste, was einem beim Hören auffällt, dass „Only In Dreams“ einen deutlichen Schritt in Richtung Pop macht. Eingängige Melodien, weniger kreischende und quietschende Gitarren und ein differenzierteres, ausgewogeneres Klangbild bewirken diese Veränderung. Auch geht der Gesang weniger in der Musik unter und das Tempo ist teilweise um einiges langsamer. Die Single „Bedroom Eyes“ hat bereits angedeutet, welche Veränderungen Richard Gottehrer, der bereits Blondie und The Go-Go’s produziert hat, verursacht hat.
Doch trotzdem oder vielleicht gerade auch deshalb, handelt es sich bei „Only In Dreams“ um ein gutes Pop/Rock-Album im Lo-Fi-Sound.

Reinhören: Baskery

Mit „New Friends“ haben Baskery, drei Schwestern aus Schweden in diesem Jahr ihr zweites Album veröffentlicht.
Lauscht man dem zehn Stück starken Werk, spürt man eine frische Brise, in dem seit etwa zwei Jahren nur so überlaufenden Folk-Genre. „New Friends“ ist kein weiteres, einfaches Folk-Album von bärtigen, jungen Männern mit Akustik-Gitarren, sondern ein abwechslungsreiches Stück von Country und Americana inspirierter Musik.

Eingeleitet werden die folgenden fast fünfzig Minuten von einem geschickt gewählten Up-Tempo-Song, als Opener namens „Shame & Dance“.
Der Klang der Musik ist geprägt von einem harmonischen Gesang, der auch für „Uh’s“ und andere Boni genügend Platz bietet. Der Bass steht in den weniger langsamen Songs prägnant in der ersten Reihe und versteckt sich nicht hinter den E- und Akustik-Gitarren.

Die Songs sind häufig luftig, aber nicht seltener eher getragener und ruhiger. Wie z.B. das knapp sechsminütige „The Queen & Drone“, welches allein von Greta Bondesson gesungen wird, sich in einem souligen Balladen-Klang präsentiert und gegen Ende mit Trompeten verziert wird.
Neben dem, nach zwei ruhigeren Stücken folgenden, mit angenehm sanftem Pfeifen untermalten, lockeren „Mortal“, ist „The Queen & Drone“ einer meiner persönlichen Höhepunkte auf „New Friends„.

Auch die anderen Songs hinterlassen einen positiven Eindruck, das Gesamtbild ist stimmig und reines Füllmaterial ist nicht zu finden.

Einen zaghaften Schlussstrich unter das Album, setzt das sanft ausklingende „Tendencies“, dem noch ein kurzes „Postlude“ folgt (eine simple Folkmelodie, mit von dem Trio bedächtlich gesungenen Zeilen).

New Friends“ ist zwar vielleicht kein Anwärter auf das (Folk-)Album des Jahres, aber dennoch ein gut gemachtes, frisch klingendes Werk, was nicht all zu schnell einstauben dürfte.

Im Januar sind die drei jungen Frauen übrigens auf Deutschland-Tour.