Kritik: Deep Purple & Marillion live in der Grugahalle Essen

Ich weiß, dieser Artikel kommt wirklich sehr spät. Doch besser spät als nie.

An einem Sonntag war es endlich soweit. Nach einem ganzen Jahr, während dem man den Blick immer wieder auf den 30. November 2010 gerichtet hat, hieß es: Marillion & Deep Purple live in der Grugahalle in Essen.
Beim letzten Deep Purple Konzert hatten Stehplatzkarten bereits 55€ gekostet (Gotthard waren Co-Headliner). Dieses Mal hieß es „freie Platzwahl“ und der Ticketpreis wurde auf 64,80€ hochgeschraubt. Natürlich ist das eine ganze Menge, aber sowohl 2005 (60€, Sitzplatz, Alice Cooper als Co-Headliner – großartig), als auch 2008 war der Preis ideell gerechtfertigt. Und auch dieses Mal hat man im Nachhinein beim Blick auf die Karten und den Preis nicht mehr kräftig schlucken müssen, einfach weil die Freude über das Erlebte größer ist.
Es war sehr kalt, als ich mit meinem Vater am Sonntagabend gegen sechs Uhr abends an der Halle ankam. Strengere Kontrollen beim Einlass, als bei anderen Bands, ist man gewöhnt. Doch dieses Mal wurde wirklich jeder von Kopf bis Fuß abgetastet. Vielleicht ist die erhöhte Terrorwarenstufe ein Grund dafür?! Wenige Minuten später waren wir auch schon im Vorraum in dessen Mitte sich eine größere Bar und an den Seiten Garderoben befinden.
Nach ein paar Minütchen gingen wir die Treppe hinauf, um in das Halleninnere zu gelangen. Und die 52 Jahre alte Grugahalle sieht im Vergleich zu den sonstigen Mehrzweckhallen wirklich alt aus. Der Geruch vom Zigarettenrauch von vor dreißig Jahren scheint noch in den Poren der blauen Vorhänge zu hängen, die unter anderem die Ränge zur Hälfte verhüllten. Die Sitzplätze waren bereits größtenteils besetzt. Dann ging es noch einmal hinaus ins Foyer, um die Jacken an der Garderobe abzugeben und eine Kleinigkeiten zu essen und zu trinken zu bestellen. Die heiße Bockwurst mit Brötchen schmeckte ganz gut, kein kulinarisches Erlebnis, aber akzeptabel. Auch der Preis von 2,50€ war in Ordnung – Großveranstaltung halt. Die Cola jedoch war warm, auf keinen Fall mehr kalt. Nichts ist schlimmer als warme Cola, aber naja.
Dann ging es wieder zurück in den Innenraum. Einen kurzen Blick auf die Setlist, die am Mischpult hing, werfen und dann im hinteren Bereich einen Platz finden.


Pünktlich um 19 Uhr begannen Marillion. Im Vorfeld hatte ich mich eigentlich gefreut, etwas neues zu entdecken. Und Progressive-Rock kann ja nie falsch sein. Doch Marillion erzeugten eine so große Langeweile, dass wir gegen Ende der Show die Halle verließen, um auf Toilette zu gehen und nicht einzuschlafen. Musikalisch sind die Bandmitglieder mit Sicherheit nicht von geringer Qualität, doch die Anteil an Balladen war einfach zu groß für mich persönlich. Gerade bei Vorbands sollten davon möglichst wenige im Set zu finden sein. Und auch die kurzen Worte von Steve Hogarth (Sänger) wirkten lächerlich. Er wirkte irgendwie angetrunken, kletterte auf den Seiten der Bühne herum, ging zu nah an die PA, was zu einer Rückkopplung führte. Die paar kräftigeren Momente in der Musik waren leider viel zu kurz, trotzdem sie eigentlich Potential für eine gute Rockshow geboten hätten. Zumindest die Lightshow war sehr gut und lenkte somit ein wenig von der ansonsten trüben Unterhaltung ab.


Nach knapp 70 Minuten war das Ganze jedoch überstanden. Und gegen halb neun war es dann endlich soweit. Polizeitsirenen ertönten und begannen zu blinken. Die Schlagzeug-Intro von „Highway Star“ erklang und es ging los, es wurde gerockt. Es ist einfach das bessere „Smoke On The Water“, sofort kochte die Stimmung in der Halle.

Als nächstes folgte „Hard Lovin‘ Man“ von „In Rock„, wirklich sehr selten gespielt, wieso auch immer. Klingt live um einiges besser, als auf CD. Ian Gillan war wie immer vom Publikum begeistert: „Superb. Superb. Superb.“  Er war insgesamt stimmlich in unglaublich guter Verfassung. „Things I Never Said“ und „Rapture Of The Deep“ finden trotz jungeren Datums ebenfalls großen Anklang bei den Zuschauer_innen. Da fragt man sich wirklich, wo denn nach fast 6 Jahren endlich ein neues Studioalbum bleibt.

„Fireball“ wurde wunderbar schnell gespielt. Über „Silver Tongue“ vom „Bananas„-Album (2003) habe ich mich sehr gefreut. Steve Morse’s Solo war genial und „The Well-Dressed Guitar“ ist sowieso ein grandioses Instrumentalstück.

Auch „Almost Human“, ebenfall selten gespielt, von „Abandon“ fand einen Platz in der Setlist. „Lazy“ ist einfach ein Klassiker. Sehr gut gefiel mir „No One Came“, welches einen tollen kräftigen Sound hatte und so druckvoll in die Halle tönte. Don Airey (Keys & Organ)  kann ich irgendwie nicht wirklich etwas abgewinnen. Zu oft wirkt er doch wie eine Kopie Jon Lords. Schade.
„Perfect Strangers“ hat inzwischen zurecht einen festen Platz in den Liveshows von Deep Purple.

Mit zwei großen Hymnen „Space Truckin'“ (göttlich!!!) und „Smoke On The Water“ war auch schon der Großteil vorbei.

Nach einer knappen Minute standen wieder alle zurück auf der Bühne. „Black Night“ wurde vom Publikum angestimmt, doch zunächst sollte „Hush“ kommen, in dem Ian Paice, ein für sein Alter beachtliches kleines Solo hinlegte. Allgemein, finde ich schön, dass es wieder soviele Solopassagen auf den Purple-Konzerten gibt.

Zum Abschluss erklang „Black Night“ und dann war leider auch schon wieder alles vorbei. Doch mit einer langen Spielzeit von 115 Minuten gibt es eigentlich nichts zu meckern. Der Sound war gut und auch das Licht wurde passend eingesetzt.  Die Tatsache, dass Videoleinwände vorhanden waren, ist wiedermal vorteilhaft gewesen. Laut „Rheinische Post“ sollen  insgesamt 4500 Besucher dagewesen sein.
Deep Purple sind schlichtweg gut und so lange man noch die Chance hat, sollte man sie einfach live erleben.