Der „Anti-Bio-Hype“

by Yannik

Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder vermeintliche „Bio-Lebensmittel-Skandale“ in den Medien breit verarbeitet wurden, ist das Thema nicht mehr ganz aus der Gesellschaft bzw. der Presse-Landschaft wegzudenken. Nicht nur nach der Aufdeckung von falschen Deklarierungen und Betrügen wurde relativ intensiv über biologischen Anbau berichtet und diskutiert. Es ist zu einem Thema geworden über das regelmäßig wieder Artikel geschrieben und Dokumentationen gedreht werden.

Der Ansatz der meisten Journalisten ist ein kritischer – wie es in jedem Fall, egal um welches Thema es sich handelt – sein sollte. Mich, als durchaus regemässiger Konsument von biologischen Produkten stören jedoch einige Aspekte, die in Bezug auf ökologischen Anbau am liebsten als Grundthema dienen. Häufig geht es um das Thema „Gesundheit“. Aus mir unerklärlichen Gründen, wird ungewöhnlich oft die Frage gestellt, ob Bio-Produkte gesünder oder gar weniger dick machen, als konventionelle Lebensmittel. Ich frage mich, wie man darauf kommt, dass irgendwelche Verpackungen, Marken o.Ä. einem dies suggerieren würden. Das Bio-Sortment umfasst nicht nur „gesunde Produkte“ wie Gemüse und Obst, sondern deckt inzwischen fast die gesamte Produktpalette eines konventionellen Supermarktes ab. Es gibt genauso viele Schokoriegel, Gummibärchen, Chips, Sahnepuddings, wie auch z.B. nicht fettreduziertes Fleisch. Der Aspekt „Gesundheit“ spielt in der Bio-Branche insofern eine sehr wichtige Rolle, als dass es darum geht, auf künstliche Zusatzstoffe und gesundheitsschädigende Düngemittel/Medikamente o.Ä. zu verzichten. Aufgrunddessen ergibt sich, dass Bio-Produkte grundsätzlich „gesünder“ sind, als konventionelle. Aber nicht aufgrund eines geringeren Fett- oder Zucker-Anteils!

Wenn mach sich einmal die Verpackungen von Bio-Lebensmitteln anschaut, fällt einem relativ schnell auf, dass diese häufig relativ dezent gestaltet sind. Nur in seltenen Fällen finden sich Bildern von Tieren auf grünen Wiesen oder von Feldern wieder. Auf vielen Verpackungen in den großen Supermärkten hingegen, ist auf unzähligen Milch- und Käse-Packungen beispielsweise eine Kuh auf einer grünen Wiese zu sehen. Dabei sollte jedem einigermaßen bewussten Konsumenten klar sein, dass für die Milchprodukte von riesigen weltweit agierenden Konzerne nicht ein paar Kühe auf einer grünen Wiese der Ausgangspunkt sein können.

Wirklich von „bio“ sprechen, kann man leider nur bei den strengeren Siegeln von Bioland, Demeter oder Naturland. Das EG-Öko-Siegel z.B. ist zwar eine vorbildliche Initiative, die erst eine breite Auswahl an Bioprodukten in Supermärkten und Discountern möglich gemacht hat, die aber doch nur eine Light-Variante der „Bio-Idee“ ist. Das Siegel ist im Vergleich zu denen der anderen Verbände teilweise drastisch lockerer. (Eine gute Übersicht findet sich auf wikipedia.org.) Dies spielt auch eine Rolle beim Thema „Bio-Skandale“. Häufig handelt es sich bei den beanstandeten Produkten um welche mit dem EG-Öko oder EU-Bio-Siegel. Missstände in Betrieben die mit den anderen Bio-Siegeln zertifiziert sind, sind definitv seltener der Fall.

Ein ausschlagsgebender Punkt bei diesem Thema ist für mich allerdings folgender: Alle mit einem Bio-Siegel zertifizierten Betribe werden mindestens jährlich kontrolliert. Die der anderen Verbände teilweise noch häufiger. Viele Fehler fallen dadurch erst auf. Konventionelle Lebensmittelbetriebe, werden meines Wissens nach, oft nur als Folge von Hinweisen kontrolliert und keinesfalls so häufig. Aufgrund dieser häufigen Kontrollen wird ein „Bio-Skandal“ natürlich um ein vielfaches schneller bekannt als ein allgemeiner „Lebensmittel-Skandal“. Dieser Tatsache sollte man sich bei der Beschäftigung mit und der Diskussion um dieses Thema bewusst sein.