Moderne Freunde
by Yannik
Es ist nicht so, als hätte ich gar keine Freunde. Im echten Leben habe ich ein paar Kumpels, mit denen ich ab und zu etwas mache. Doch Freunde sind es für mich nicht. Freunde sind für mich Menschen mit denen man zwar auch Spaß hat, mit denen man aber genauso gut über ernste Dinge reden kann, zum Beispiel über Sachen, die einen bedrücken. Ich bin auf der Suche nach solchen Freunden, doch bis jetzt habe ich keinen wirklichen Schritt getan.
Im Internet habe ich einen kleinen Ersatz für die Freunde, die mir hier draußen im alltäglichen Leben fehlen. Hier gibt es 4, 5 Leute, die eben sowohl mit mir lachen können, als auch mir zuhören können, mich unterstützen, mir Mut und Hoffnung geben. Natürlich ist das nicht so, als würde ich da mit jemandem reden. Ich würde diese „Freunde“ auch nicht wirklich als Freunde, in dem Sinne bezeichnen. Ich würde sie „moderne Freunde“ nennen. Leute, die immer für einen da sind, auch wenn sie hunderte Kilometer weit weg wohnen. Mit denen man nur geschriebene Worte austauscht, die aber indirekt immer in der Nähe und für einen da sind.
Dadurch fühle ich mich manchmal gar nicht so allein. Denn ich merke: Ah, da sind Leute, die mögen mich. Denen macht es Spaß mit mir zu schreiben, denen gefällt es nicht, wenn es mir schlecht geht.
Immer wieder sagt man mir, dass ich so unglaublich schön schreibe. Sowohl hier in meinem Blog, als auch beim Chatten oder miteinander Mailen. Das tut gut. Man merkt, dass es Menschen gibt, die Einen mögen, so wie man ist. Die kein Problem damit haben, dass ich nicht immer nur Quatsch und Spaß schreibe. Die sich einfach gerne mit mir unterhalten. Die mich nach einem Rat fragen, den ich dann, so gut wie möglich, versuche zu geben.
Wenn ich jetzt vielleicht in den neuen Kursen im neuen Schuljahr oder wo auch immer, noch wirkliche Freunde finde, wäre ich ein dem gänzlichen Glücklichsein, ein ganzes Stück näher gekommen.
Solange erfreue ich mich an den manchmal wirklich guten Gesprächen mit meinen „modernen Freunden“ im Internet.
Danke an alle, die für mich da sind, so gut es geht. An die, die mir ihre Probleme und Gefühle anvertrauen.
Besonderen Dank an…
- Eva. Dafür, dass sie sich sogar mit mir getroffen hat und mich jeden Tag aufs Neue anschreibt.
- June. Dafür, dass sie noch jemand ist, der lange Mails schreibt und das sie die perfekte Mischung aus spaßigen Mails und ernsten Nachrichten findet.
- Silke. Dafür, dass sie so einzigartig ist und immer wunderbare Abwechslung in den Chatalltag bringt.
- Lisa. Dafür, dass sie mich aus unerklärlichen Gründen mit ihren Posts fasziniert.
- Juli. Dafür, dass sie es immer noch nicht langweilig findet mit mir zu schreiben und das ich sie nicht mit meinen Gedanken nerve.
Tja, mit den Freunden ist das so eine Sache. Meine Freunde waren in der Schule immer im fliegenden Wechsel. Mit den Meisten rede ich heute kein Wort mehr. Aber in der Uni wird es besser. Du wirst ein paar Leute finden (und seien es nur 3 oder 4, mit denen du dich ab und an triffst), mit denen du reden kannst. In meinem Fall ist es so, dass ich sie selten sehe, dann aber sehr intensiv mit ihnen rede oder irgendwelchen Unsinn anstelle. Sie sind eben genau wie ich. Ein wenig schräg, teils erschreckend normal oder völlig verrückt. Aber so ein beste Freunde Ding ist für unsereins nicht machbar. Das fängt oft schon damit an, dass wir nicht kategorisierbar sind, weniger Vorurteile haben und das stört viele.
Und mit den Frauen ist das noch eine ganz andere Sache… 😉
Ja, das mit diesem typischen „Beste Freunde“-Ding sehe ich genauso. Die meisten Menschen haben ein Problem damit oder sind abgeschreckt, wenn man anders – nicht so normal, wie die Anderen – ist bzw. zumindest auf „den ersten Blick“ sehr speziell erscheint. Und nur Menschen die sich wirklich für andere Menschen, egal wie sie sind, interessieren und beginnen einen kennen zu lernen, können dann erkennen, das man eigentlich gar nicht so anders ist, wie man manchmal vielleicht scheint zu sein. Doch die meisten Menschen sehnen sich nach vollkommen normalen, einfachen Freunden.
So denke ich zumindest…
Oh ja, das mit den Frauen ist natürlich noch mal eine völlig andere Sache. Manchmal einfacher, oft aber noch komplizierter. 😉